Aktuelle Situation
Ein Wohngebäude in der Straße wird zum Verkauf angeboten. Auch der Garagenhof am Ende der Sackgasse steht zur Disposition. Damit ist die Diskussion um die künftige Nutzung dieser Prostitutionsstraße im Steintor wieder aufgeflammt. Die durch den Ortsbeirat initiierte und 2021 umgesetzte künstlerische Umgestaltung des Eingangsbereichs soll die Schmuddelfaktoren (Müll, Pissoir) reduzieren, kaschiert aber nur die tatsächlichen Probleme.
Hintergrund
Es ist historisch umstritten, ob der angeblich älteste Rotlichtbezirk Deutschlands (seit 1878) wirklich nur das soziale Projekt war, als das es – auch von offizieller Stelle – verkauft wurde (Schutz und Selbstbestimmung von „anschaffenden“ Frauen), oder nicht vielmehr seit jeher immer schon mit Zwang und Gewalt verbunden war. Heutzutage hat sich das Prostitutionsgewerbe völlig verändert: Armutsprostitution, osteuropäische zumeist orts- und sprachunkundige Frauen, wechselnde Einsatzorte, unübersichtliche Abhängigkeitsstrukturen bestimmen neben den veränderten juristischen und sozialen Rahmenbedingungen die heutige Realität auch in der Helenenstraße
Problem-/Konfliktbereiche
Mitten unter uns im Viertel wird ein menschenverachtendes Milieu geduldet, das kriminell durchsetzt ist, u.a. von der benachbarten Drogenszene. Die Eigentumsverhältnisse in der Straße sind unübersichtlich, die Behörden wissen nicht einmal, ob es sich hier baurechtlich um ein Wohn-, Misch- oder Gewerbegebiet handelt. Die Helenenstraße ist mit ihren Baulücken, heruntergekommen Bretterverschlägen, Mauerresten, kleinen Buden mit Nachkriegsflair auf der einen Seite und den lieblos zusammengestückelten Bauten der 70er Jahre auf der anderen nichts anderes als ein städtebaulicher Schandfleck, ein Relikt vergangener Zeiten.
Perspektive
Die einzige Sackgasse des Viertels wird Teil des urbanen Lebens des Viertels. Eine städtebauliche Sanierung liegt im Interesse der Öffentlichkeit. In der Straße wird ein soziales Wohnungsbauprojekt etabliert, das Vorzeigecharakter als Oase des Stadtteils mit großer Wohn-, Aufenthalts- und Wohnqualität besitzt und im Steintor insgesamt eine neue Lebensqualität und Aufbruchsstimmung erzeugt.
Kurzfristige Lösung
Voraussetzung für eine Veränderung der trostlosen Situation ist die Öffnung zum Viertel durch neue Wegebeziehungen. Die Helenenstraße wird zur Durchgangsstraße, also als Sackgasse aufgehoben und zu der Straße „Auf der Kuhlen“ geöffnet. In einem ersten Schritt ist der dortige Garagenhof, ohnehin eine raumortliche Sünde, in städtischen Besitz zu überführen, weitere Gebäude in der Helenenstraße sollten von der öffentlichen Hand erworben werden. Planungsrechtlich ist die Umwidmung in ein Wohngebiet einzuleiten. Die Öffentlichkeit des Viertels wird schon jetzt in die Straße geholt, indem dort Gestaltungsräume für Initiativen, Kulturaktivitäten und Begegnungen ermöglicht werden.
Abgesehen davon muss die kriminelle Szene mittels Polizeipräsenz kontrolliert und gestört werden.
Menschenhandel muss unterbunden werden. Die Senatorin für das Bauwesen wird aufgefordert, dem Beirat die Besitzverhältnisse in der Helenenstraße zu erläutern und die stadtteilbauliche Entwicklung voranzubringen.
Die Problematik des Sexkaufs kann hier nicht umfassend erörtert werden. Deshalb einige Links für alle Interessierten:
https://taz.de/Aktivistin-ueber-Sexkaufverbot/!5644525/
https://www.swr.de/swr2/wissen/sexkauf-verbieten-der-streit-um-prostitution-in-deutschland-104.html
https://www.emma.de/artikel/schattenbericht-prostitution-ist-gewalt-338819